Jubiläum

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Das erste Jahr alleine. Ich musste einmal Waschmittel nachkaufen. Ich benutze etwa 3 mal pro Woche die Küche. Zehn Stunden am Tag läuft der Computer. Zweimal hab ich den Staubsaugerbeutel gewechselt. Vereinsamen tut man eigentlich nicht, man wohnt in der Innenstadt und sieht seine "Leute" etwa alle 2Tage, wenn man raus geht. Oder zum Training. Oder auf dem Weg irgendwohin. Überall sind Leute. Zurzeit denke ich über die Legitimisierung eines Gammeljahres nach. Ein Jahr, in dem ich nichts tue, außer meinem Job nachzugehen und mich aufs Studium vorzubereiten. Nichtstun sozusagen. Das wird TOLL.
Aus Langeweile habe ich den Selbstversuch WorldOfWarcraft gestartet. Der geht folgendermaßen: Ich kaufe einen 1Monatigen Account und spiele. Soviel wie möglich. Dabei versuche ich aktiv mitzukriegen inwiefern soziale Kontakte darunter leiden. Der Account existiert seit 4 Tagen. Seitdem habe ich etwa 39 Stunden online verbracht nur das gleiche zu tun. Charakter hochleveln und das Training vernachlässigt. Ich war nicht draußen und habe kaum noch was im Kühlschrank, da ich zu faul bin Sachen einzukaufen. Ich habe mich in dieser Zeit zweimal herausgeredet um nichts mit meinen Freunden machen zu müssen. Was das soziale Leben angeht habe ich an 2 Abenden trotzdem was gemacht. 1 Treffen mit einer Bekannten und ein Geburtstag, dessen Feierlichkeit bis in die frühen Morgenstunden andauerte
Das gehörte nicht hierher. Das Geräusch. Am frühen Morgen kann man es bewundern: das innerstädtische Nachgeflüster. Das sind die wenigen leisen Geräusche die man zwischen 2 und 5 Uhr morgens wahrnehmen kann. Das Surren der Straßenlaternen, vorrüberfahrende Autos, aufewckte Vögel auf der Suche nach Nachwuchszeugungsfähigen Artgenossen, sowas halt. Der Schuss gehörte nicht dazu. Eine Ewigkeit schien er in der Stille wiederzuhallen. Unendlich länger hallte er in meinem Kopf wieder. Es ist vorbei. Unnatürlich, mit nur einer Bewegung des Zeigefingers ist der Mensch fähig seinesgleichen zu vernichten. Die Nacht nahm es billigend in Kauf und surrte weiter. Der Mensch würde nicht mehr dazu beitragen, dachte ich. Blut breitete sich aus, Hirn und Schädelreste lagen in winzigen Portionen wei- und rotglänzend im gelben Schein einer ewig traurigen Nachtlampe. Ob sich der Erbauer dieser Lampe wohl gedacht hat, dass sie eines Tages diese Szenerie bestrahlen würde? Es wäre keine gute Werbung wenn dem so wäre. Ich bat nicht um Vergebung in den viereinhalb Minuten, in denen ich so vor dem Leichnahm stand. Das waäre töricht und pietätlos den Angehörigen gegenüber. Ich prägte mir nur alles sorgfältig ein. Dann verließ ich den Ort. Für immer.

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